Lautstärke drosseln
Verfasst: 03.03.2022, 15:45
Zuerst mal möchte ich mich kurz vorstellen, habe mich gerade ganz frisch in diesem Forum angemeldet. Seit 1994 leben jeweils zwei Wellensittiche bei mir / uns, angefangen mit Felix und Florian (daher habe ich diesen Nick gewählt), die ich damals als Babies von einem Züchter in der Nähe von Karlsruhe holte. Tatsächlich war die Entscheidung für Wellis eine "Zweckentscheidung", es war meine erste eigene Wohnung, und ich wollte mir unbedingt den Traum von Haustieren erfüllen, die ich als Kind nie haben durfte. Es klingt doof, aber die Entscheidung für Vögel fiel, weil es die Tiere waren, die am besten in mein damaliges Leben passten. Ich habe diese Entscheidung nie bereut und hatte eigentlich immer großen Spaß an den Tieren - bis auf die letzten ein, zwei Jahre...
Mittlerweile sitzen Nr. 5 und 8 neben mir im Käfig und machen mich / uns wahnsinnig
Nr. 5 ist ein Methusalem. Zwar weiß ich noch ganz genau, dass ich ihn im Februar von einem ehemaligen Arbeitskollegen und Züchter in Trier abholte, das Jahr, das ich im Hinterkopf hatte, stimmt aber leider nicht, zu diesem Zeitpunkt meinte der Kollege, habe er bereits nicht mehr gezüchtet. Entsprechend dürfte Thommy mind. 14, eher 15 Jahre alt sein. Er hat drei Kumpels überlebt, wobei der Letzte leider nur zwei Jahre wurde, bevor er krankheitsbedingt starb. Entsprechend Thommys Alters wollten wir zum ersten Mal nicht zum Züchter, sondern einem älteren Vogel aus dem Tierheim ein neues Zuhause geben. Das hat semi-optimal geklappt, denn der Vogel, den wir alle drei wollten, war gerade mal 2 Jahre alt als er vor 2 1/2 Jahren zu uns kam...
Die beiden brauchten einige Tage um zueinander zu finden, länger als alle anderen zuvor. Dafür hat sich zwischen ihnen (beides Hähne) eine so innige Liebe entwickelt, wie noch bei keinem anderen Pärchen davor! Die beiden können nicht ohne einander, was darin resultiert, dass keiner der beiden mehr aus dem Käfig kommt. Sie sind beide nicht zahm, insbesondere der Ältere, der mitbekommen hat, wie sein vorheriger Kompagnon regelmäßig für die Behandlungen aus dem Käfig geholt wurde, hat seitdem großen Respekt vor Händen im Käfig. Der Kleine hat sich das natürlich abgeschaut. Trotzdem bekommen sie Kolbenhirse nur aus der Hand, das funktioniert immerhin. Aber nur im Käfig, und so lange sie auf einer bestimmten Stange sitzen. Der Alte hinten, der Junge vorne. Sobald wir mit der Kolbenhirse auch nur 2cm in Richtung Ausgang gehen, brechen sie das Fressen ab und warten, bis sie sie das nächste Mal unter den Schnabel gehalten bekommen. Ein Rauslocken hat noch nie geklappt, selbst wenn wir die Hirse für den ganzen Tag direkt am Türchen aufgehängt haben. Der Methusalem hatte schon früh Flugprobleme, schon mit wenigen Jahren stürzte er immer ab und war wohl deshalb schon seit Jahren nicht mehr aus dem Käfig. Der "Neuzugang" gönnte sich einmal einen Freiflug, der leider trotz Dreiviertel geschlossenem Rolladen und Gardinen vor dem Fenster mit einem Aufprall an der Scheibe endete. Seitdem er den Weg zurück in den (großen) Käfig gefunden hat, hat auch er sich nicht mehr rauslocken lassen. Die Tierärztin meinte, wir sollten sie lassen, es gäbe tatsächlich Vögel, die nicht wollten. Sie bekommen regelmäßig das Türchen aufgemacht, kommen aber eben nicht raus.
Dafür machen sie einen HÖLLENkrach. Wir wohnen in einem freistehenden Haus mit zwei Parteien, die Dame unter uns muss den Fernseher lauter schalten, wenn die Jungs wach sind, die Nachbarn im Haus nebendran (mit zwei Gärten dazwischen!) hören sie noch, wenn bei uns und ihnen die Fenster geschlossen sind. Im Homeoffice sitzen sie oft mehrmals am Vormittag unter einer Verdunklungsdecke, weil ich sonst kein Wort bei meinen Telefonkonferenzen verstehe. Unsere Wohnung geht über Eck, der Weg zwischen ihnen und mir sind mehr als 16m plus geschlossene Türen! Als ich der Tierärztin eine Aufnahme zukommen ließ, schrieb sie mir zurück, ich hätte besser mal das Radio im Hintergrund leiser drehen sollen, damit sie die Tiersprache besser hätte analysieren können. Fakt war, der Podcast lief im Zimmer der Aufnahme (absichtlich) mit normaler Lautstärke und die Vögel im 13m über Eck mit Außenmauern entfernten Wohnzimmer waren auf der Aufnahme lauter zu hören als der Podcast! Im Wohnzimmer mag sich mittlerweile niemand mehr von uns aufhalten, man bekommt dort ungelogen Kopfschmerzen. Im Winter essen wir abends inzwischen im Dunkeln, einzig ein schwacher Lichtschein aus der Küche beleuchtet noch unsere Essecke, damit wir überhaupt was sehen können. Und trotzdem geht das Gezwitscher im Wohnbereich um die Ecke los...
Wie geschrieben habe ich seit 1994 Wellensittiche. Bis das jüngste Schwarmmitglied einzog auch immer gerne. Mittlerweile bin ich soweit, sie abgeben zu wollen, einzig das Alter von Thommy hat mich bislang von diesem Verzweiflungsschritt abgehalten. Das beliebteste "Spiel": Sie setzen sich auf die zwei am weitesten auseinander hängenden Stangen, drehen sich den Rücken zu und fangen in einer Lautstärke an zu quatschen, als müssten sie von Australien ohne Telefon miteinander kommunizieren. Sie haben mittlerweile kapiert, dass sie sich wieder zusammensetzen müssen, wenn einer von uns reinkommt, sobald wir draußen sind, geht das Spiel aber wieder von vorne los.
Wir haben alles probiert: Jedes Mal die Decke, wenn sie auseinander sitzen. Gar nicht beachten. Radiobeschallung (moderate Lautstärke natürlich!). Den ganzen Tag neben ihnen sitzen. Und und und. Mal abgesehen davon, dass es natürlich Tierquälerei wäre, sie den ganzen Tag unter einer Decke sitzen zu lassen, würde aber selbst das nichts nutzen. Die Decke hilft max. 30 Minuten, dann geht trotz der Abdunklungsfunktion das Geschnatter wieder los. Wir haben das mal ausprobiert mit insgesamt drei dieser Decken; schon unter einer von ihnen war es für uns stockdunkel. Das Konzert startete trotzdem zuverlässig.
Jetzt hört sich "Konzert" natürlich harmlos an. Eigentlich mag ich das Geschnatter von Wellensittichen. Der Kleine kam aber mit einem Computerspiel-Triller hier an, den sich der andere natürlich gleich abgeguckt hat, immer mit scharfen Lauten darin. Mittlerweile geht mein Blutdruck nachweislich in die Höhe, wenn sie sich wieder Stunden ohne jegliche Unterbrechung "unterhalten". Gepaart mit einem stressigen Job und anderen Stressoren in unserem Leben halte ich es zuhause kaum noch aus. Jetzt fängt die Zeit wieder an, wo wir die Fenster wieder öffnen wollen, und es länger hell ist, das macht es noch schlimmer, weil noch länger Dauerbeschallung. Sie sind kaum mal eine halbe Stunde still.
Habt Ihr noch Tips für uns? Sollten wir versuchen, sie aus dem Käfig rauszucheuchen, um sie anderweitig zu beschäftigen, sie auszutoben? Allerdings habe ich Angst, den Methusalem damit zu überfordern. Habt Ihr Vorschläge, wie wir sie innerhalb des Käfigs beschäftigen können? Sie sind halt auch extrem scheu, fressen ausschließlich aus ihrem Futterspender, kein Grünzeug kann sie locken, kein Obst. Nichts. Meine ersten beiden waren verrückt nach Petersilie, Kräutern im allgemeinen, Salat, Kiwis, Äpfeln, Karotten, Mangos... Die Auswahl wurde von Vogel zu Vogel geringer, den jetzigen bieten wir schon gar nichts mehr an, denn selbst Gemüse, dass drei Tage hing (ja, grenzwertig, ich weiß, aber wir wollten schauen, ob sie sich irgendwann rantrauen würden) wurde nicht beachtet. Sie bekommen jetzt getrocknete Kräuter und während der Mauser auf Anraten der Ärztin Vitamine unters Futter gemischt. An Spielzeug gehen sie genauso nicht ran, hängt was Neues im Käfig, wird über Wochen ein großer Bogen darum gemacht.
Irgendetwas muss passieren, so geht es nicht weiter, weder für Mensch noch Tier!
Mittlerweile sitzen Nr. 5 und 8 neben mir im Käfig und machen mich / uns wahnsinnig
Nr. 5 ist ein Methusalem. Zwar weiß ich noch ganz genau, dass ich ihn im Februar von einem ehemaligen Arbeitskollegen und Züchter in Trier abholte, das Jahr, das ich im Hinterkopf hatte, stimmt aber leider nicht, zu diesem Zeitpunkt meinte der Kollege, habe er bereits nicht mehr gezüchtet. Entsprechend dürfte Thommy mind. 14, eher 15 Jahre alt sein. Er hat drei Kumpels überlebt, wobei der Letzte leider nur zwei Jahre wurde, bevor er krankheitsbedingt starb. Entsprechend Thommys Alters wollten wir zum ersten Mal nicht zum Züchter, sondern einem älteren Vogel aus dem Tierheim ein neues Zuhause geben. Das hat semi-optimal geklappt, denn der Vogel, den wir alle drei wollten, war gerade mal 2 Jahre alt als er vor 2 1/2 Jahren zu uns kam...
Die beiden brauchten einige Tage um zueinander zu finden, länger als alle anderen zuvor. Dafür hat sich zwischen ihnen (beides Hähne) eine so innige Liebe entwickelt, wie noch bei keinem anderen Pärchen davor! Die beiden können nicht ohne einander, was darin resultiert, dass keiner der beiden mehr aus dem Käfig kommt. Sie sind beide nicht zahm, insbesondere der Ältere, der mitbekommen hat, wie sein vorheriger Kompagnon regelmäßig für die Behandlungen aus dem Käfig geholt wurde, hat seitdem großen Respekt vor Händen im Käfig. Der Kleine hat sich das natürlich abgeschaut. Trotzdem bekommen sie Kolbenhirse nur aus der Hand, das funktioniert immerhin. Aber nur im Käfig, und so lange sie auf einer bestimmten Stange sitzen. Der Alte hinten, der Junge vorne. Sobald wir mit der Kolbenhirse auch nur 2cm in Richtung Ausgang gehen, brechen sie das Fressen ab und warten, bis sie sie das nächste Mal unter den Schnabel gehalten bekommen. Ein Rauslocken hat noch nie geklappt, selbst wenn wir die Hirse für den ganzen Tag direkt am Türchen aufgehängt haben. Der Methusalem hatte schon früh Flugprobleme, schon mit wenigen Jahren stürzte er immer ab und war wohl deshalb schon seit Jahren nicht mehr aus dem Käfig. Der "Neuzugang" gönnte sich einmal einen Freiflug, der leider trotz Dreiviertel geschlossenem Rolladen und Gardinen vor dem Fenster mit einem Aufprall an der Scheibe endete. Seitdem er den Weg zurück in den (großen) Käfig gefunden hat, hat auch er sich nicht mehr rauslocken lassen. Die Tierärztin meinte, wir sollten sie lassen, es gäbe tatsächlich Vögel, die nicht wollten. Sie bekommen regelmäßig das Türchen aufgemacht, kommen aber eben nicht raus.
Dafür machen sie einen HÖLLENkrach. Wir wohnen in einem freistehenden Haus mit zwei Parteien, die Dame unter uns muss den Fernseher lauter schalten, wenn die Jungs wach sind, die Nachbarn im Haus nebendran (mit zwei Gärten dazwischen!) hören sie noch, wenn bei uns und ihnen die Fenster geschlossen sind. Im Homeoffice sitzen sie oft mehrmals am Vormittag unter einer Verdunklungsdecke, weil ich sonst kein Wort bei meinen Telefonkonferenzen verstehe. Unsere Wohnung geht über Eck, der Weg zwischen ihnen und mir sind mehr als 16m plus geschlossene Türen! Als ich der Tierärztin eine Aufnahme zukommen ließ, schrieb sie mir zurück, ich hätte besser mal das Radio im Hintergrund leiser drehen sollen, damit sie die Tiersprache besser hätte analysieren können. Fakt war, der Podcast lief im Zimmer der Aufnahme (absichtlich) mit normaler Lautstärke und die Vögel im 13m über Eck mit Außenmauern entfernten Wohnzimmer waren auf der Aufnahme lauter zu hören als der Podcast! Im Wohnzimmer mag sich mittlerweile niemand mehr von uns aufhalten, man bekommt dort ungelogen Kopfschmerzen. Im Winter essen wir abends inzwischen im Dunkeln, einzig ein schwacher Lichtschein aus der Küche beleuchtet noch unsere Essecke, damit wir überhaupt was sehen können. Und trotzdem geht das Gezwitscher im Wohnbereich um die Ecke los...
Wie geschrieben habe ich seit 1994 Wellensittiche. Bis das jüngste Schwarmmitglied einzog auch immer gerne. Mittlerweile bin ich soweit, sie abgeben zu wollen, einzig das Alter von Thommy hat mich bislang von diesem Verzweiflungsschritt abgehalten. Das beliebteste "Spiel": Sie setzen sich auf die zwei am weitesten auseinander hängenden Stangen, drehen sich den Rücken zu und fangen in einer Lautstärke an zu quatschen, als müssten sie von Australien ohne Telefon miteinander kommunizieren. Sie haben mittlerweile kapiert, dass sie sich wieder zusammensetzen müssen, wenn einer von uns reinkommt, sobald wir draußen sind, geht das Spiel aber wieder von vorne los.
Wir haben alles probiert: Jedes Mal die Decke, wenn sie auseinander sitzen. Gar nicht beachten. Radiobeschallung (moderate Lautstärke natürlich!). Den ganzen Tag neben ihnen sitzen. Und und und. Mal abgesehen davon, dass es natürlich Tierquälerei wäre, sie den ganzen Tag unter einer Decke sitzen zu lassen, würde aber selbst das nichts nutzen. Die Decke hilft max. 30 Minuten, dann geht trotz der Abdunklungsfunktion das Geschnatter wieder los. Wir haben das mal ausprobiert mit insgesamt drei dieser Decken; schon unter einer von ihnen war es für uns stockdunkel. Das Konzert startete trotzdem zuverlässig.
Jetzt hört sich "Konzert" natürlich harmlos an. Eigentlich mag ich das Geschnatter von Wellensittichen. Der Kleine kam aber mit einem Computerspiel-Triller hier an, den sich der andere natürlich gleich abgeguckt hat, immer mit scharfen Lauten darin. Mittlerweile geht mein Blutdruck nachweislich in die Höhe, wenn sie sich wieder Stunden ohne jegliche Unterbrechung "unterhalten". Gepaart mit einem stressigen Job und anderen Stressoren in unserem Leben halte ich es zuhause kaum noch aus. Jetzt fängt die Zeit wieder an, wo wir die Fenster wieder öffnen wollen, und es länger hell ist, das macht es noch schlimmer, weil noch länger Dauerbeschallung. Sie sind kaum mal eine halbe Stunde still.
Habt Ihr noch Tips für uns? Sollten wir versuchen, sie aus dem Käfig rauszucheuchen, um sie anderweitig zu beschäftigen, sie auszutoben? Allerdings habe ich Angst, den Methusalem damit zu überfordern. Habt Ihr Vorschläge, wie wir sie innerhalb des Käfigs beschäftigen können? Sie sind halt auch extrem scheu, fressen ausschließlich aus ihrem Futterspender, kein Grünzeug kann sie locken, kein Obst. Nichts. Meine ersten beiden waren verrückt nach Petersilie, Kräutern im allgemeinen, Salat, Kiwis, Äpfeln, Karotten, Mangos... Die Auswahl wurde von Vogel zu Vogel geringer, den jetzigen bieten wir schon gar nichts mehr an, denn selbst Gemüse, dass drei Tage hing (ja, grenzwertig, ich weiß, aber wir wollten schauen, ob sie sich irgendwann rantrauen würden) wurde nicht beachtet. Sie bekommen jetzt getrocknete Kräuter und während der Mauser auf Anraten der Ärztin Vitamine unters Futter gemischt. An Spielzeug gehen sie genauso nicht ran, hängt was Neues im Käfig, wird über Wochen ein großer Bogen darum gemacht.
Irgendetwas muss passieren, so geht es nicht weiter, weder für Mensch noch Tier!